Day: Oktober 30, 2024

The CBD as a vehicle to promote biotechnology?

Fresh from COP16, our campaigner reports on the push to shift the CBD’s focus from regulating gene drives and other biotechnologies to promoting them—putting biodiversity at risk. Read the full article as published in today’s ECO:

As biotechnology reaches ever greater capabilities to “re-design” nature, some want to turn the CBD into a place for the promotion rather than regulation of biotechnology. Parties to the Convention cannot let this happen, warns German-based NGO Save Our Seeds.

When the CBD was first written, biotechnology was – rightly – seen as a threat to biodiversity and its sustainable use. The Convention’s text focusses on the risks arising from the use and release of genetically engi-neered organisms, although it also talks about sharing the “results and benefits arising from biotechnologies” when they are based on genetic resources from deve-loping countries.

Fast forward to 2024 and the situation is very different. In the CBD context, there is more and more language about the potential benefits of biotechnology, to the detriment of the precautionary approach enshrined in the Convention.

This comes at a time when biotechnology is becoming ever more powerful. Organisms are no longer just “genetically modified” but increasingly “new-to-nature”. The CBD uses the term “synthetic biology” for the “further development and new dimension of modern biotechnology” based on tools such as DNA synthesis, next-generation sequencing, bioinformatics, and genome editing.

Synthetic biology tools have long been used to engineer microbes producing pharmaceuticals or food ingredients in contained facilities. However, more recent applications are also for use in open environments, such as microbes engineered to support the uptake of fertilizer in crops.

A multidisciplinary expert group (mAHTEG) of the CBD has looked into aspects such as the “integration of artificial intelligence and machine learning”, “self-spreading vaccines for wildlife” and “engineered gene drives to control vector-borne diseases and invasive species” (Document CBD/SYNBIO/AHTEG/2024/1/3). The expert group was meant to look into the future and inform CBD Parties about things to come. But the future is already here. Artificial intelligence is being rapidly taken up for engineering microbes and proteins, and “self-limiting” insects have already been released in places like Brazil and the US. The experimental release of gene drive mosquitoes, originally planned for 2024, is still being pursued in Uganda and other African countries.

Such extreme forms of genetic engineering represent a whole new dimension of environmental risk. Gene drives, for one, are intended to alter or exterminate whole populations of wild species, resulting in potentially irreversible harm even beyond the country of release. The precautionary principle, enshrined in the CBD more than 30 years ago, has never been more precious and indispensable for the protection of nature and people.

But a handful of Parties such as Brazil and the UK, are intent on blocking any in-depth assessment of the issues considered by the expert group. Instead, they say the CBD should look into potential positive impacts and benefits that synthetic biology can deliver for the achievement of the KMGBF.

Biotechnology interests are also at work in other CBD workstreams. A draft paper on plant conservation (CRP 1) proposes to “support research and development … to enhance the benefits arising from the use of safe biotechnologies”. Another draft on biodiversity and health (CRP 6) wants to “promote the sharing of benefits for health arising from biotechnological developments”.

Luckily, not all Parties are blind to the potential problems arising from genetic engineering and a proposed non-paper on synthetic biology remains highly controversial. Let’s hope that reason prevails, and the CBD will not only continue to caution against negative outcomes but manage to effectively regulate these powerful technologies.


CBD als Instrument zur Förderung von Biotechnologie?

Frisch von der COP16 berichten wir über den Versuch, den Fokus der CBD von der Regulierung von Gene Drives und anderen Biotechnologien auf deren Förderung zu verschieben – ein Schritt, der die Biodiversität gefährden könnte. Lesen Sie den vollständigen Artikel, wie er heute in der ECO veröffentlicht wurde:

Während die Biotechnologie immer weitergehende Möglichkeiten bietet, die Natur „neu zu gestalten“, versuchen einige, die CBD zu einem Ort der Förderung anstatt der Regulierung von Biotechnologie zu machen. Dies darf nicht geschehen, warnt die in Deutschland ansässige NGO Save Our Seeds.

Als die CBD verfasst wurde, wurde Biotechnologie – und das zu Recht – als Bedrohung für die Biodiversität und deren nachhaltige Nutzung angesehen. Der Text der Konvention konzentriert sich auf die Risiken, die durch die Nutzung und Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen entstehen. Gleichzeitig spricht er aber auch davon, die „Ergebnisse und Vorteile der Biotechnologien“ zu teilen, wenn diese auf genetischen Ressourcen aus sogenannten Entwicklungsländern basieren.

Im Jahr 2024 sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Im Kontext der CBD wird zunehmend über die möglichen Vorteile der Biotechnologie gesprochen – zum Nachteil des im Übereinkommen verankerten Vorsorgeprinzips.

Dies geschieht zu einer Zeit, in der die Biotechnologie immer potenter wird. Organismen sind nicht mehr nur „gentechnisch verändert“, sondern zunehmend „neuartig in der Natur“. Die CBD verwendet den Begriff „Synthetische Biologie“ für die „Weiterentwicklung und neue Dimension moderner Biotechnologie“, die auf Werkzeugen wie DNA-Synthese, Next-Generation-Sequenzierung, Bioinformatik und Genom-Editierung basiert.

Werkzeuge der Synthetischen Biologie wurden lange Zeit genutzt, um Mikroben in geschlossenen Anlagen zur Herstellung von Arzneimitteln oder Lebensmittelzutaten zu entwickeln. Neuere Anwendungen zielen jedoch auch auf den Einsatz in offenen Umgebungen ab, wie zum Beispiel Mikroben, die die Aufnahme von Düngemitteln in Pflanzen fördern.

Eine multidisziplinäre Expert:innengruppe (mAHTEG) der CBD hat Aspekte wie die „Integration künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens“, „selbstverbreitende Impfstoffe für Wildtiere“ und „gentechnische Gene Drives zur Kontrolle von krankheitsübertragenden und invasiven Arten“ untersucht (Dokument CBD/SYNBIO/AHTEG/2024/1/3). Die Expert:innengruppe sollte in die Zukunft schauen und die CBD-Vertragsparteien über kommende Entwicklungen informieren. Doch die Zukunft ist bereits Gegenwart. Künstliche Intelligenz wird zunehmend zur Entwicklung von Mikroben und Proteinen eingesetzt, und „selbstlimitierende“ Insekten wurden bereits in Ländern wie Brasilien und den USA freigesetzt. Die experimentelle Freisetzung von Gene-Drive-Moskitos, ursprünglich für 2024 geplant, wird weiterhin in Uganda und anderen afrikanischen Ländern angestrebt.

Solche extremen Formen der gentechnischen Veränderung stellen eine völlig neue Dimension des Umwelt-Risikos dar. Gene Drives zielen darauf ab, ganze Populationen wildlebender Arten zu verändern oder zu eliminieren, was potenziell irreversible Schäden verursachen könnte – auch jenseits des Freisetzungslandes. Das Vorsorgeprinzip, das vor mehr als 30 Jahren in der CBD verankert wurde, ist wertvoller und unentbehrlicher denn je für den Schutz von Natur und Menschen.

Doch eine kleine Gruppe von Vertragsparteien, darunter Brasilien und das Vereinigte Königreich, will jede eingehende Bewertung der von den Expert:innen vorgeschlagenen Themen blockieren. Stattdessen argumentieren sie, die CBD solle sich auf die positiven Auswirkungen und Vorteile konzentrieren, die die Synthetische Biologie für die Erreichung des KMGBF bieten könnte.

Auch in anderen Arbeitsbereichen der CBD machen sich Interessen der Biotechnologie bemerkbar. Ein Entwurfspapier zur Pflanzenerhaltung (CRP 1) schlägt vor, „Forschung und Entwicklung zu unterstützen … um die Vorteile sicherer Biotechnologien zu fördern“. Ein weiterer Entwurf zu Biodiversität und Gesundheit (CRP 6) möchte „die Verteilung der Vorteile für die Gesundheit aus biotechnologischen Entwicklungen fördern“.

Glücklicherweise sind nicht alle Vertragsparteien blind gegenüber den potenziellen Problemen, die sich aus der Gentechnik ergeben. Ein vorgeschlagenes Non-Paper zur Synthetischen Biologie bleibt höchst umstritten. Hoffen wir, dass Vernunft siegt und die CBD nicht nur weiterhin vor negativen Folgen warnt, sondern diese mächtigen Technologien effektiv zu regulieren weiß.