Umfrage: Mehrheit von EU Bürger*innen lehnt gentechnische Veränderung von wildlebenden Arten ab

Sollte die Menschheit Gene Drive Organismen in die Natur entlassen?

Die Antwort einer deutlichen Mehrheit der Bürger*innen in acht europäischen Ländern lautet: „Nein, die Risiken sind zu hoch“.

Die erste länderübergreifende Meinungsumfrage zu diesem Thema zeigt eine hohe Ablehnung (je nach Land 46 – 70 Prozent) und eine sehr geringe Unterstützung (7 – 16 Prozent) für den Einsatz der Gene-Drive-Technologie in der Umwelt. Die Umfrage unter fast 9.000 Personen ist repräsentativ für 280 Millionen EU-Bürger*innen. Sie wurde von neun Nichtregierungsorganisationen in Auftrag gegeben, die eine informierte und umfassende öffentliche Debatte und ein weltweites Moratorium für die Freisetzung dieser neuen Art von gentechnisch veränderten Organismen fordern. Die Umfrage zeigt auch, dass ein großer Teil der Befragten in Bezug auf diese Fragen noch unentschieden ist (14 – 27 Prozent) oder es nicht weiß (1 – 24 Prozent).

„Eine derart mächtige Technologie mit potenziell irreversiblen Folgen für wildlebende Arten und alle ihre Ökosysteme muss durch strenge internationale Regeln und Verfahren der Entscheidungsfindung kontrolliert werden. Wir sind der Meinung, dass die Freisetzung von Gene-Drive-Organismen aus dem Labor in die Umwelt überhaupt nicht stattfinden sollte. Zumindest bedürfte es strenger internationaler Standards für eine Technikfolgen- und Risikobewertung und einen globalen Konsens für jede Freisetzung auf Basis einer vorherigen inklusiven, demokratischen Entscheidungsfindung aller potenziell betroffenen Staaten und Völker“, erklärt die Koordinatorin der Europäischen „Stop Gene Drives“ Kampagne, Mareike Imken von Save Our Seeds, Deutschland.

Unter den befragten Deutschen liegt die Zustimmung zu einem globalen Anwendungsaufschub für erste Gene-Drive-Experimente bei 65 Prozent. Einem im Vergleich zu den anderen Erhebungsländern niedrigeren Wert. Demgegenüber sehen die Deutschen mit nur rund 7 Prozent Zustimmung die Vorteile der Gene-Drive-Technologie im Vergleich zu den anderen Erhebungsländern am negativsten. Begründen lassen sich diese Ergebnisse möglicherweise mit einem im Ländervergleich überdurchschnittlich hohen Anteil von 21 Prozent der Deutschen, die sich noch nicht in der Lage sehen, eine abschließende Meinung zur Abwägung von Risiken oder auch Vorteilen der Gene-Drive-Technologie zu bilden.

Die repräsentative Umfrage wurde von dem internationalen Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt und befragte 8.826 Bürger*innen aus den acht EU-Ländern Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien, Polen, Dänemark, Schweden und Bulgarien im Dezember 2020. In Auftrag gegeben wurde die Umfrage von einem Bündnis aus den Organisationen WeMove Europe, Save Our Seeds/Zukunftsstiftung Landwirtschaft (Deutschland), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) (Deutschland), Deutscher Naturschutzring (DNR) (Deutschland), Umweltinstitut München (Deutschland), France Nature Environnement (FNE) (Frankreich), POLLINIS (Frankreich), OGM Dangers (Frankreich) und Skiftet (Schweden), Za Zemiata (Bulgarien).

Downloads

Offener Brief von über 200 Organisationen weltweit, die ein globales Gene Drive Moratorium fordern (eng)

Resolution des europäischen Parlaments für ein weltweites Gene Drive Moratorium (eng)